Rückbau, Umbau und Neugestaltung einer Wohngebietskita-Kita Sonnenköppchen (2016–2022) (2016 bis 2022)
Energetische und allgemeine Sanierung




Bildautor: ding.fest
Das Gebäude Augustenstraße 86/88 wurde 1983/84 im Rahmen der Rekonstruktionsmaßnahme Augustenhof in Dessau, Innerstädtisch Süd, als kombinierte Kindereinrichtung für Krippe und Kindergarten nach einem standortangepassten Plattenbau-Typenprojekt des Wohnungsbaukombinates Halle errichtet. Bei allen Gebäuden dieses Typs wurde eine Kapazität von 72 Krippenkindern und 144 Kindergartenkindern zu Grunde gelegt. Dabei wurde die 5 Mp-Bauweise aus der Wohnungsbauserie WBS 70 verwendet. Anfang der 2010er Jahre wurde durch die Jugendhilfeplanung der Stadt festgelegt die Einrichtung auf 80 Kindergarten- und 40 Krippenplätze zu verkleinern, da der Bedarf als nicht mehr so hoch angesehen wurde. Im Jahr 2016 ergab sich durch das STARK 3-Programm des Landes die Möglichkeit die stark sanierungsbedürftige Einrichtung technisch, energetisch und im Hinblick auf Barrierefreiheit und Brandschutz zu ertüchtigen und auf die festgelegte Größe zu reduzieren. Die Reduzierung bedeutete den Rückbau beider Seitenflügel, den Umbau auf ein zentral angeordnetes Treppenhaus mit Einbau einer Aufzugsanlage und die Umstrukturierung der beiden Erschließungstreppenhäuser zu Sanitär- und kleineren Gruppenräumen. Zudem bot sich die Möglichkeit die räumliche Situation auf das pädagogische Konzept des Bildungsprogramms des Landes hin anzupassen. Nach der Krippenphase sollen die Kinder nicht mehr in festgefügten Gruppenstrukturen betreut werden, sondern in lebensweltlich orientierten, offenen Angeboten zu einem selbstbestimmten Erfahren und Lernen geleitet werden. Diese Leitthemen werden den Kindern im Alltag nahegebracht. Die energetische Ertüchtigung besteht im Wesentlichen aus den Maßnahmen Dämmung der Außenwände mit einem Wärmedämmverbundsystem, dem Einbau neuer Fenster, die auf der Gartenseite im Erdgeschoss zu einer optischen Erweiterung der Gruppenräume in den Freiraum genutzt wurden. Zudem sollen die Fenster durch ihre Leibungstiefe bespielbarer Bestandteil des Gruppenraums werden. Das zweischalige Dach wurde im Zwischenraum gedämmt. Eine neue Fernwärmestation sorgt für eine energieeffiziente Gebäudebeheizung und zwei zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gewährleisten einen hygienischen Luftwechsel. Zudem konnte eine Fotovoltaikanlage installiert werden, die ca. 30 bis 40% des Strombedarfs des Gebäudes deckt. Im Sockelgeschoss konnte ein Kinderrestaurant eingerichtet werden, das die größeren Kinder selbstständig nutzen. Neben einer Aufwärmküche und Funktionsräumen befinden sich hier Sozialarbeiterbüro, Therapieraum und die Haustechnikzentrale mit Hausmeisterwerkstatt. Im Erdgeschoss, das straßenseitig ein Hochparterre darstellt, befinden sich die zentralen Garderoben und die Gruppenräume für Krippenkinder, jeweils zugeordnet ist ein Sanitärraum und ein kleinerer Raum für Einzel- und Säuglingsbetreuung. Das Obergeschoss beherbergt Themenräume und einen großzügigen Bewegungsraum sowie einen Personalraum. Im Hinblick auf die Verwendung von Materialien und Farbigkeit wurde auf eine vordergründige Kindgerechtigkeit verzichtet, das Gebäude soll Leinwand und Basis für die Farbigkeit und Vielfältigkeit kindlicher Entwicklung sein. Zudem wurde auf den Einsatz schadstoffarmer und ökologischer Baustoffe Wert gelegt. Wesentlich ist auch die Herstellung einer durchgängigen Barrierefreiheit und die Umsetzung umfangreicher Brandschutzmaßnahmen sowie einer auch raumgestalterisch wirkenden Verbesserung der Raumakustik zu nennen. Die Bauphase begann im Frühling 2020 kurz nach Beginn der Corona-Pandemie, die sich auf Bauverlauf und Kostenentwicklung voll auswirkte. Die ursprünglich anvisierten Kosten von 3,7 Mio. € wurden um 16 % überschritten, die Bauzeit verlängerte sich um 7 Monate. Die Bauaufträge konnten an Firmen aus der Region vergeben werden. Die Einrichtung ist inzwischen wieder integraler Bestandteil des Quartierslebens und ein stabilisierender Faktor in einem sozialen Brennpunkt.